Die Familien- und Personengeschichte von Mestlin

Emigration aus Mestlin

Mecklenburg im vergangenen Jahrhundert

Als nach der Abschaffung der Leibeigenschaft 1820/21 auch die "Fürsorgepflicht" der Landbesitzer wegfiel, verarmte die Landbevölkerung zusehends. Für viele war es unmöglich, das lebensnotwendige "Hüsung" zu erhalten. Fritz Reuter schildert in seinem Buch "Kein Hüsung" die Situation in jener Zeit. Von ihm ist auch folgendes Gedicht:

Und Keiner will uns Hüsung gewen?
Hir unner unsen eig'nen Hewen
Kein Platz für uns, für mi un Di?
Kein Platz in unsern Vaderlann'?
Dat wir 'ne niderträcht'ge Schann'.

Trotz sparsamster Lebensweise wäre die Landbevölkerung nie in der Lage gewesen, eigenen Boden zu erwerben - der Traum eines jeden Landarbeiters. Sie blieben Zeit ihres Lebens sozial und ökonomisch abhängig. Auf der anderen Seite lockten fruchtbare Gebiete Nordamerikas, jedermann konnte für wenig Geld Herr auf eigenem Boden werden.

Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts zogen viele Mecklenburger eine unsichere Zukunft ihrer vertrauten Heimat vor. Ihre wirtschaftliche und politische Perspektivlosigkeit und Abhängigkeit ließ ihnen kaum eine andere Wahl. Fast jeder dritte Mecklenburger verließ seine Heimat, von ihnen kamen fast 90% aus ländlichen Gegenden.

Über Hamburg suchten viele ihr Glück in Amerika. Es war ein schmerzlicher Abschied, in der Regel für immer.

Abschied der Auswanderer

"Abschied der Auswanderer" nannte der mecklenburgische Maler Rudolf Suhrlandt (1781 - 1862) seine Zeichnung (Staatliches Museum Schwerin). Der Schmerz in der Abschiedsszene, Abschied von Freunden, von Verwandten, von der Heimat, bedarf keines weiteren Kommentars.

Aber welches Schicksal erwartete die Ankömmlinge in Amerika? John Brinckmann (* 1814 Rostock, + 1870 Güstrow), einer der bekanntesten plattdeutschen Dichter, emigrierte 1839 nach Amerika, kehrte aber nach zweieinhalb Jahren wieder zurück. Er schrieb daraufhin in seiner "Fastelabendspredigt för Johann, de nah Amerika furt will":

...
Dor ist keen Minsch, de nah di fragt,
Üm di den lütten Finger rögt.
Dor rackt een jeder för sich sülst,
Un dor heet klauk, wer düchtig lüggt
Un wer sick hoegt, wenn up dat düllst
He di beschummelt un bedrüggt.
Dor heet dat: Help di sülst un süh,
Wur dörch du kümmst un wur di't glückt!
Wat schert un deit dat uns, wur di
Din Stäwel knipt, din Schoh di drückt!
...

Ein einzigartiges Werk schrieb der mecklenburgische Lehrer Johannes Gillhoff (1861 - 1930): "Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer". 1917 erschien das Buch in Berlin und wurde zum Bestseller. Das Buch schildert das Leben eines mecklenburgischen Tagelöhners und seine Emigration nach Amerika

 

Zeittafel der Emigration

1792
18. Mai: Auswanderungsverbot nach Amerika für die mecklenburg - schwerinschen Untertanen durch herzogliche Verordnung
1815
8. Juni: Die deutsche Bundesakte gestattet durch Artikel 18b die Auswanderung in andere Staaten des Deutschen Bundes
1820
18. Januar: Aufhebung der Leibeigenschaft in Mecklenburg mit Wirkung ab Ostern 1821 verkündet
1847
3. September: Eine großherzogliche Verordnung regelt für Mecklenburg - Schwerin das Verfahren für die Erteilung von Pässen an Auswanderer
1849
5. Februar: Eine großherzogliche Verordnung verfügt für das Staatsgebiet von Mecklenburg-Schwerin die "allgemeine Aufhebung der Abzugsgelder bei Auswanderungsfällen"
1853
1. Juni: Verordnung über den Erwerb und Verlust der Eigenschaft eines mecklenburgischen Untertans erlassen
1857
15. April: Landesherrliche Verordnung über die Auswanderung nach außereuropäischen Ländern
1867
25. Juni: Verfassung des Norddeutschen Bundes, dem sich Mecklenburg angeschlossen hat, gewährleistet volle Freizügigkeit innerhalb der Staaten des Norddeutschen Bundes sowie im grenzüberschreitenden Verkehr für alle Bundesangehörigen. Es entfallen die in Mecklenburg bis dahin bestehenden Einschränkungen bei Eheschließungen.
1897
Reichsgesetzliche Regelung des Auswanderungswesens

(nach Mecklenburg Magazin 1990)

 

Auf den Spuren Mestliner Auswanderer

Erste Spuren Mestliner Auswanderer finden wir im Kirchbuch. Oftmals findet man Bemerkungen wie: 18.. nach Amerika ausgewandert. Einige Beispiele:

  • Johann _Friederich_ Christian Garling geboren am 16. April 1821
    1857 nach Amerika
  • Johann _Jochim_ Friederich Garling geboren am 9. September 1826
    1854 nach Amerika (Bild) Geburtseintrag
  • Johann _Heinrich_ Theodor Garling geboren am 11. Dezember 1833
    1854 nach Amerika
  • Johann _Joachim_ Carl Heinrich Garling und seine Frau
    _Maria_ Friederike Carolina (geborene Wahls) und ein Kind
    Friedrich Johann Theodor geboren am 19. September 1855
    1868 nach Amerika
    (siehe auch Auswanderungskonsens #5945)
  • Joachim Heinrich Garling geboren 21. April 1837
    _Sophie_ Dorothea Elisabeth (geborene Dolge) geboren 9. August 1840
    geheiratet am 5. Oktober 1866
    nach Amerika
    (siehe auch Auswanderungskonsens #1710)

Um "offiziell" emigrieren zu können, mußte ein Gesuch beim

Ministerium des Innern

gestellt werden. Die dazugehörigen Unterlagen befinden sich heute im Landeshauptarchiv Schwerin. Nach erfolgreicher Bearbeitung des Gesuches, wurde ein Auswanderungs-Consens erteilt oder eine Entlassungs-Urkunde ausgestellt.

Aus Mestlin und Ruest liegen folgende "Ausreiseanträge" vor:

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Alphabetisches Register zu den Gesuchen um Auswanderungs-Konsense
1826 bis Ende 1843
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Eickelberg, Tagelöhner, Mestlin 1419.1437
Glien, Gust, Tagelöhner, Mestlin 1371.1380

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Alphabetisches Register zu den Gesuchen um Auswanderungs-Konsense
1844 bis Ende 1853
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Eickelberg, Tagelöhner zu Mestlin 1419.1437

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Alphabetisches Register zu den Gesuchen um Auswanderungs-Konsense
1854 bis Ende 1857
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Krüger, Statthalter zu Mestlin 133.163
Knüttel Johann Tgl Ruest 1106
Freitag, Schäfer Mestlin 28.36
Gierahn, Tagelöhner Mestlin 707.804
Possehl, Tgl Mestlin 24.36
Sternberg Tgl Mestlin 24.36
Soltwedel Tgl Mestlin 24.36
Westphal Tgl Mestlin 24.36
Eggert, Johann Tgl Mestlin KA Dobbertin 797.804
Soltwedel, Tagelöhner Mestlin 24.36
Westphal, Tagelöhner Mestlin 24.36

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Alphabetisches Register zu den Gesuchen um Auswanderungs-Konsense
Gesuche nach VO vom 15.4.1857
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Cords, Carl Joh. Fr. Th. Erbpächter Ruest 803
Cords, Joh. Knecht Ruest 1304
Köster, Friedr Carl Theodor Knecht Mestlin 1435.1442
Cords, Dorothea unw Mestlin 1858
Kröger, Friedr Joh Th Martin Ruest 1956
Kröger (Krüger), Friedr Knecht Mestlin 1984
Cords, Friedr Joh Chrn Knecht Mestlin 1984
Köster, heinr Friedr Ludw Mestlin 1991
Dolge, Joach Joh Chr Knecht Mestlin 985
Weltzin, Carl, Knecht Mestlin 1117

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Alphabetisches Register zu den Gesuchen um Auswanderungs-Konsense
1858 bis Ende 1861
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Garling, Joh Fr Heinr, Schneidergeselle Mestlin 1801.1814
Garling, Joach Tagelöhner Ruest KA Dobbertin 1885
Gollenbohm, Marie unw Ruest, KA Dobbertin 1045

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Alphabetisches Register zu den Gesuchen um Auswanderungs-Konsense
1862 bis Ende 1865
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Cords, Joh Carl Chr, Tagelöhner Ruest KA Dobbertin

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Alphabetisches Register zu den Gesuchen um Auswanderungs-Konsense
1865 bis Ende 1868
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Käupcke, Marie Dor Soph, unw Mestlin 1753
Dolge, Sophie, unw Mestlin 1710
Garling, Joach. Heinr., Knecht Mestlin 1710
Garling, Joach., Tagelöhner Vimfow, 5945
Garling, Caroline Dorothea Sophie 6153
Nehls, Joh., Knecht Kl. Pritz 1769
Juncker, Friederike Joh Chr Emma Ernest, unw Mestlin 2839
Simon, Auguste Friederike Joh, unw Mestlin 3447
Soltwedel, Friederike Marie Dor., unw Vimfow 2838
Westphal, Christoph Carl Heinr., Knecht Mestlin, KA Dobbertin 420

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Alphabetisches Register zu den Gesuchen um Auswanderungs-Konsense
1869 bis Ende 1872
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Behrens, Fr. Carl Th., Tagelöhner Mestlin, (1869) 693
Krüger, Carl Joach, Tgl Mestlin (1869) 693
Kröger, Louise, unw Mestlin (1869) 718
Cords, Dorothee Carol Fredrike, unw mit Sohn aus Ruest (1869) 1076
Cords, Wilhelmine Sophie Friederike Carol, unw Ruest (1870) 2580
Detherding, MArie Sophie Johanne, unw Mestlin (1871) 3636
Garling, Carl Joh Fr, Ruest 4213
Soltwedel, Joach, Tagelöhner Vimfow 18
Soltwedel, Friedr, Knecht Mestlin 3470

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Alphabetisches Register zu den Gesuchen um Auswanderungs-Konsense
1873 bis Ende 1882
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Köster, Fr C? Th, Knecht Mestlin KA Dobbertin (1873) 1322
Kröger, Carl Knecht Mestlin (1873)
Cords, Dor unbeg Ruest (1875) 2238
Cords, C. Radum? Ruest KA Dobbertin (1881) 3555
Kröger, G. H. F., Arbm Dinnies, A Sternberg (1882) 4826
Dolge, Joh Joach Friedr, Tagelöhner  Mestlin mit Familie (1873) 610
Detherding, Caroline u Dorothea ..? Mestlin KA Dobbertin (18873) 1039
Detherding, J Arb m F Mestlin KA Dobbertin (18874) 2006
Ebert, Joach Johann Martin , Mestlin (1873) 412
Henkrosh?, Friedr Heinr Wilh Knecht Mestlin (1873) 56
Schmidt, C. F. H? Knecht Mestlin, KA Dobbertin (1882) 4990
Ullerich, Ludw Mestlin (1873) 98
Wahls, Joh Friedr Carl m F, Tgl Mestlin KA Dobbertin (1873) 610
Weltzin, A?, unbegeb m Kind, Mühlenhof, KA Dobbertin (1875) 2344
Willmann J, Arb m F, Mühlenhof KA Dobbertin (1882) 5150.5443

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Alphabetisches Register zu den Gesuchen um Auswanderungs-Konsense
1883 bis Ende 1914
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Kröger, Arb m F Ruest, KA Dobbertin (1883) 92
Köbcke, Arb m F Mestlin, KA Dobbertin (1883) 475
Kröger, Arbm m F Mestlin, KA Dobbertin (1884) 1453
Cords, Knecht    Mestlin, KA Dobbertin (1884) 1453
Köster, Tgl m F Mestlin, KA Dobbertin (1884) 1532
Käupcke, unbeg Ruest, KA Dobbertin (1884) 1738
Cords, Arbm m F Ruest, KA Dobbertin (1885) 2035
Cords, Erbp.sohn Ruest KA Dobbertin (1887) 2890
Cords, Carl Forstarb m F Mestlin, KA Dobbertin (1888) 3069
Kröger, Wwe geb Quaak mit 2 Söhnen Mestlin, KA Dobbertin (1888) 3069
Kröger, Carl, Knecht Mestlin (1893) 4236
Duncker, Arb m F Mestlin, KA Dobbertin (1884) 1453
Ebert, unbeg Mestlin, KA Dobbertin (1885) 2120
Garling, Tgl m F Garden, KA Dobbertin (1884) 1328
Gaedt, unbeg Ruest KA Dobbertin (1884) 1672
Garling, D unbeg RumKogel, KA Dobbertin (1884) 2094
Hengrofs, Tgl m F Ruest KA Dobbertin (18884) 1558
Luckmann, Arb m F Mestlin, KA Dobbertin (1884) 1453
Praefke, Carl Tgl m F Mestlin KA Dobbertin (1887) 3063
Rohde, unbeg Ruest KA Dobbertin (1884) 1698
Schwanck, Hofgänger Mestlin, KA Dobbertin (1885) 2146
Stamer, Tgl Mestlin KA Dobbertin (1885) 2246
Soltwird, Joh, Deputatknecht Mestlin (1889) 3253
Weltzin, Tgl m F Vimfow, KA Dobbertin (1883) 229.237
Weltzin, Arb Mestlin, KA Dobbertin (1883) 498.557

Der 1866 ausgestellte Auswanderungs Konsens für Sophie Dolge und Joachim Heinrich Garling, beide aus Mestlin:

Emigration consens 1710

Auswanderungs-Consens
 
Schwerin, am 21. August 1866
 
Das unterzeichnete Ministerium bescheinigt hiedurch, dass dem (der)

  • ad a) Knecht Joachim Heinrich Garling
  • ad b) unwerehelichte Sophie Dolge

aus Mestlin, Klosteramt Dobbertin im hiesigen Grossherzogtum, die zum Zwecke seiner (ihrer) beabsichtigen Auswanderung nach Amerika erbetene Entlassung aus dem Mecklenburg - Schwerinschen Unterthanen - Verbande bewilligt ist. Gegenwärtige Entlassungs - Urkunde bewirkt mit dem Zeitpunkte der Aushaendigung den Verlust der Eigenschaft als Mecklenburgischer Unterthan.
 
(L. S.)
Grossh. Meckl. Schwerin. Minist. d. Innern.
I. A.
(Unterschrift)
 

Der 1868 ausgestellte Auswanderungs Konsens für Joachim Garling aus Vimfow und seine Frau geborene Wahls:

Auswanderungs-Consens
 
Schwerin, am 18. Juli 1868
 
Das unterzeichnete Ministerium bescheinigt hiedurch, daß dem
Tagelöhner Joachim Garling aus Vimfow, Klosteramt Dobbertin im hiesigen Großherzogtum, welcher mit seiner Ehefrau, geb. Wahls, und zwei Söhnen;

  • a. Friedrich Johann Theodor, geb 1855
  • b. Johann Christian Friedrich Theodor, geb 1859,

nach Amerika auszuwandern beabsichtigt,
die zu solchem erbetene Entlassung aus dem Mecklenburg - Schwerinschen Unterthanen - Verbande bewilligt ist. Gegenwärtige Entlassungsurkunde bewirkt mit dem Zeitpunkte der Aushändigung den Verlust der Eigenschaft als Mecklenburgischer Unterthan.
 
(L. S.)
Großh. Meckl. Schwerin. Minist. d. Innern.
I. A.
(Unterschrift)
 

Die 1871 ausgestellte Entlassungsurkunde für Carl Johann Friedrich Garling aus Ruest:

Entlassungs-Urkunde
 
Schwerin, am 3. Novbr 1871
 
Das unterzeichnete Ministerium bescheinigt hiedurch, daß dem
am 20. Novbr 1845 geborenen Carl Johann Friedrich Garling aus Ruest, Klosteramt Dobbertin im hiesigen Großherzogtum, auf sein Ansuchen behufs Auswanderung nach Amerika
die Entlassung aus der Mecklenburg - Schwerinschen Staatsangehörigkeit bewilligt ist.
Diese Entlassungsurkunde bewirkt für die ausdrücklich darin benannten Personen mit dem Zeitpunkte der Aushändigung den Verlust der Mecklenburg- Schwerinschen Staatsangehörigkeit, sie wird jedoch unwirksam, wenn der Entlassene nicht binnen sechs Monaten vom Tage der Aushändigung der Entlassungsurkunde seinen Wohnsitz außerhalb des Bundesgebiets verlegt, oder die Staatsangehörigkeit in einem anderen Bundesstaate erwirbt. (Par 18 des Gesetzes üeber die Erwerbung und den Verlust der Bundes- und Staatsangehörigkeit vom 1. Juni 1870. B.-G.-Bl. S. 355)
 
(L.S.)
Großh. Meckl. Schwerin. Minist. d. Innern.
I. A.
(Unterschrift)

 

Verbindung mit der alten Heimat

Painting

Auf dem Gemälde wird ein Brief gelesen, der Mecklenburg aus der neuen Welt erreichte. Interessant sind aber auch die Briefe, die von zu Hause nach Amerika geschickt wurden. Im folgenden sind drei Briefe zitiert, die in den Jahren 1858, 1860 und 1862 nach Amerika geschickt wurden (die Nachfahren des Empfängers gaben ihre Erlaubnis zur Veröffentlichung der Briefe).

letter script 1

Ruest den 11. Sept. 1858
 
Lieber Sohn,
 
Wenn ich dich mit meinem Schreiben dir und deine Frau und Tochter bei guter Gesundheit antreffen werde so soll es mir von Herzen lieb sein. Wir sind Gott sei dank noch alle gesund und munter. Gesundheit und Zufriedenheit das ist die groesste Gabe von Gott. Wenn wir noch so viel haben wie ihr (?) wollt und haben die Gesundheit und Zufriedenheit nicht so hilft alles nichts.
Dein Schreiben vom August haben wir erhalten und dort gesehen dass ihr noch alle gesund seid dass hat uns viel gefreut. Hiermit will ich schliessen. Nun will ich dir benachrichtigen mit unser Ernte. Der Roggen und Weizen gut dass Sommerkorn mittelmaessig mit die Kartoffeln scheint es so dass sie auch gut werden. Mit das Obst ist es auch so mittelmaessig der Wind hat vielen Schaden gemacht an Korn und Obst. Das Obst liegt unter die Baeume dass wir es mit Fuesse zusammenmachen koennen den 17 - 18 Juli. Weiter weiss ich auch nichts zu schreiben weil hier nichts neues vorgegangen als den Erbzinsmann Joachim Garling seine hat der liebe Gott einen Sohn geschenkt diesen Sommer sie sind auch alle gut zu Wege und lassen euch alle vielmal gruessen.
 
Nun gruessen wir auch alle viel tausendmal, dein Bruder und Schwester Schwager und Schwiegerin und Hahn ... (?) und seine Frau, Joachim Garling und seine Frau und Tante Sophia Garling laesst auch vielmal gruessen und wuenscht auch die gute Gesundheit.
 
Wenn es da besser ist wo Fritz Garling ist so koennt ihr auch da hinreisen. Du musst spekulieren ob es keine Gegend gibt wo es besser ist. Es ist da auch wohl so als schoen in Mecklenburg. Einige Gegend gut und dann wieder schlecht. Weiter weiss ich auch nichts zu schreiben nun gruesse ich auch viel tausendmal und wuensche auch die gute Gesundheit.
 
der gute ...(?)
 
dein Vater F. Garling
 
Johann Albat und seine Frau gruessen wir auch vielmal und wuenschen ihm viel Glueck.
 

letter script 2

Lieber Sohn!
 
Jellen, d. 17. Mai 1860
 
Deinen Brief von 12. Februar haben wir erhalten und ________(daraus ge- schön (sehen), daß es dir noch gut geht, welches uns sehr freut; was uns betrifft sind wir Gott sei dank noch alle gesund. Das Haus deines Bruders hat sich noch auf eine Tochter vermehrt, so auch Nehls seine Frau ist vor Ostern von einem jungen Sohn entbunden worden. lieber Sohn, es gefällt uns hier in zellen sehr gut, wir wohnen in __ (Tinsen) seinem Hause, worinne auch der Schullehrer wohnt. Nehls wohnt in neun Schwieg, wo der alte Schullehrer längs gewohnt hat. Fritz Cords und Joh. Nehls arbeiten täglich in der Forst (Frauenhofdienst) brauchen wir nicht zu thun. So vielen Acker haben wir hier nicht, als wir in Ruest hatten, denn wir haben hier 240 /__/ Ruthen Acker, aber sonst gefällt es uns hier sehr gut. Aus Rüst sind weiter keine ausgewandert, als Joachim Garling, der in Frauensille wohnt, er schreibt, daß es ihm sehr gut geht.
Diesen Winter haben wir durchgehend immer Schnee gehabt, und seit Ostern immer trocknen Wind. Jetzt haben wir seit acht Tagen Regen und warmes Wetter. Mein Verdienst ist hier freilich nicht so gut als in Rüst, doch frage ich auch nicht so viel mehr nach der Arbeit nach, denn ich werde auch ja täglich älter. Wir haben einen guten Nachbarn, womit wir gut ___________ können, sonst ist es hier sehr einsam.
Sonst wissen wir auch nicht viel zu schreiben, als daß wir noch alle gesund sind, welches doch immer das Beste ist. Kater Carl ist jetzt all ganz groß und geht all fleißig in die Schule und läßt Euch alle vielmal grüßen, hauptsächlich deine Mine.
Neulich bin ich auf 8 Tagen nach Rüst hin arbeiten gewesen; wie es mit den andern Tagelöhnern in Rüst wird, das weiß noch keiner, es heißt, daß sie da auch noch alle weg sollen. Diesen Winter seit 8 Tagen vor Weihnachten ist Cords und Nehls immer beim Brettern sägen gewesen, wobei sie täglich 16 bis 20 Schilling verdienen können. Du schreibst, du hättest gedacht, daß wir sollen auf den Einfall kommen nach Amerika zu reisen, aber bis jetzt sind wir noch nicht darauf gekomemn und glauben auch, daß wir nicht mehr darauf kommen werden. Was unser Oskar hier thut, daß werden wir erst erfahren. Du wolltest doch gerne wissen ob Christoph Wendt mit nach Amerika gereist ist, er ist nicht mit garnicht, sondern er ist in Rüst geblieben, Er sollte mit nach Jellen das wollte er nicht, daher hat er sich in Zülk seinen _______ (_uthan) eingemietet und muß jährlich 8 Thaler Miete bezahlen. 300 Ruthen Wiese haben wir auch gekriegt. Die Reise nach Amerika hat Joach. Garling nicht recht gut gefallen; indem seine Frau und Tochter 14 Tage auf Schiffe krank gewesen sind, und er selber die Wirtschaft hat selber führen müssen.
 
Joachim Garling hat eine günstige Zeit mit seiner Auktion, denn er hat alles sehr gut bezahlt gekriegt, denn kurz darauf die Cholera in Goldberg und in dieser ganzen Umgegend aus, worinnen viele Menschen gestorben sind, in Kadow (?) sind auch einige gestorben, worunter auch Johann Frick seine Frau mit zu rechnen ist, und auch Mine Suko samt ihrem Kinde.
Rüst ist von der Cholera verschont geblieben, wir haben 4 Wochen Tag und Nacht wachen müssen.
 
Es grüßen dich dein stets liebender
 
Vater, so auch dein Bruder, dein Schwager
 
und Schwiegerin und Schwester und alle
Bekannten
Friederich Garling
 
Schreibe uns zum Herbst
wieder, was du geerntet
hast, dann wollen wir dir
auch gleich wieder scheiben,
was wir geerntet haben.
Nach unser Ansicht geht es den Leuten
hier oben so gut, als in Rüst.
Lebet recht wohl!
Carl und Johann Albert lassen Euch auch vielmal grüßen.
 
____________ schreibst, dann schreibe:
dein Forstarbeiter Fr. Cords in Jellen
bei Dobertin

letter script 3

Lieber Sohn!
 
Wenn ich auch dir und deine Frau und Kind mit meinen Schreiben bei guter Gesundheit antreffen werde, so soll es mir von Herzen lieb sein. Was uns anbetrifft sind wir Gott sei dank noch alle gesund und munter der liebe Gott hat uns eine Tochter geschenkt, die heißt Mina. Sie ist geboren den 29. Januar. Mit freudiger Hand ergreife ich die Feder an euch zu schreiben. Ich möchte doch wissen, wie es zugeth, daß ihr nicht mal schreibt. Uns ist die Zeit alsolang geworden.
Wir haben von Joachim Garling einen Brief den 15. April bekommen daß sie noch alle gesund sein und guth zuwege sind. Sie haben eine gute Ernte gehabt. Nun will ich dir auch schreiben daß die Ruester Tagelöhner diesen Ostern ihren Schein bekommen haben sie sollen alle nach Fimfow.
Nun will ich dir auch schreiben, wie es mit unser Ernte gewesen ist. 9 Scheffel Rocken haben wir gedrescht. Kartoffeln haben so viel gebaut als wir getragen. Verkaufen können wir keine. Die Runkeln die sind klein geblieben und die Wurzeln auch von die große Nässe. Wir haben diesen Sommer viele Regen gehabt die Runkel und die Wurzeln und Kohl die haben im Wasser gestanden. Es ist bei uns alles teuer. Die Kartoffeln der Scheffel 1,16; der Rocken den Scheffel 2,28; Weizen der Scheffel 3,32 M. Die Ferkeln von 6 Wochen 3,24 M, die Stärken 50 bis 60.
Unser Carl und Maria die gehen all nach die Schule. Wir und der Schulmeister wohnen in einem Hause. Unser Carl hat 3 Winter all nach die Schule gegangen.
Weiter weiß ich auch nichts zu schreiben.
Nun will ich schlafen. Viele Grüße von mir und von deinen Bruder und Schwester und Schwager und von alle deine Freunden und Bekannten
 
dein Vater F. Garling
 
Jellen den 21. April 1862
 
Schreibe uns doch bald wieder.
 
Johann Zülck läßt dir auch vielmal grüßen. Seine Schwester Sophia ist vor Heiratsnacht ___ (?) als die Hochzeit werden sollte. Die Hochzeit Gäste sind all eingeladen. Die Nacht darauf brennt das ganze Gehöft ab.

 

Mecklenburger in Amerika

Im Brief aus dem Jahre 1860 steht geschrieben:

... Aus Rüst sind weiter keine ausgewandert, als Joachim Garling, der in Frauensille wohnt ...

Es muss richtig heißen: Francesville. Francesville liegt in Indiana im County Pulaski. Dieser County ist die neue Heimat für viele Mestliner und Ruester geworden. Die Karte in dieser Gegend läßt noch heute die Mecklenburger Spuren erkennen: es gibt Flüßchen namens

Tiede, Malchow, Duncker, Weltzen, Stein, ... .

Der Unterricht in den Schulen wird deutsch abgehalten, der Gottesdienst in der Kirche wird deutsch abgehalten. Auch das Kirchbuch (St. James United Church of Christ Beaver Township, 5 Meilen östlich von Francesville, Indiana) ähnelt dem Mestlin'schen.. Die Kirchenverfassung 1878 wird unterzeichnet von:

Johann Schumacher, Joachim Wendt, Joachim Garling, Ernest Richter, Christ Schmalfeld, Fredrick Kruger, Christ Kurz, Fredrick Scholz, Herman Busch, Christ Sommer, Joachim Malcho, Joachim Westphal, Johann Heims, Carl Tiede, Fredrick Stein, Carl Heims, Carl Schlemand, Johann Kopke, Joachim Jentz, Johann Schultz, Johann Garling, Henry Kruger, Friedrick Garling, ...

Muß eine Heirat in englisch durchgeführt werden, weil die Braut kein deutsch versteht, wurde es im Kirchenbuch vermerkt.

Bauer Garling Im Buch: "People of Pulaski County Indiana 1983" werden Biographien von Pionieren der Besiedlung beschrieben. Dort heißt es z. B.:

Joachim Johann (Joe) Garling was the first of the Garling family to emigrate from Germany to settle in Pulaski County, making a home in Beaver Township. He had been born September 9, 1926, in Mestlin, Mecklenburg - Schwerin, Germany. ...

Grabstein

Es ist eben der J. J. Garling, dessen Geburtseintrag weiter oben gezeigt wurde. Im Buch wird das Leben von J. J. Garling, das seiner Familie und das der weiteren Generationen bis in die heutige Zeit beschrieben (Bild oben links: "Mr. Garling cultivating corn").

Im Gegensatz zu den deutschen Friedhöfen bleiben die Grabsteine auf amerikanischen mitunter lange erhalten. Auf Grabsteinen einiger Friedhöfe des Pulaski County sind zahlreiche Mestliner und Ruester Namen anzutreffen. Obiges Foto ist der Grabstein von Joseph Garling 10.7.1826 Mestlin - 16.12.1893 Francesville auf dem St. John's Friedhof bei Medaryville, Indiana.

Weitere Informationen über die Emigration können Sie beispielsweise der Website www.routes.de entnehmen.

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